Immer mehr Frauen im Landkreis wollen eine Firma gründen
Die Mühlhäuserin und Führungskräfte-Trainerin Anja Häßler sprach bei einem Seminar des ThEx vor etwa 40 potenziellen Gründerinnen und weiß:
Initiative begleitet Gründer mit ihren Ideen, etwa die Hälfte wagen dann den Schritt. Selbstverwirklichung als Antrieb.
Landkreis. Es war, wie bei so vielen Existenzgründern, ein Alltagsproblem, das dazu führte, dass sich Antje Harada und ihr Bruder Sebastian Hufeld Gedanken über eine Geschäftsidee machten. Die Familie aus Hüpstedt hat einen Hund, der viel Zuwendung braucht. So geht es vielen Tierbesitzern, denen die beiden Jungunternehmer den Alltag erleichtern wollen, beispielsweise bei der Reiseplanung oder bei der Suche nach einem geeigneten Tierarzt.
„Wir möchten eine Lösung für Hunde- und Katzenbesitzer anbieten“, verrät die 31-Jährige, „ein Rundum-Paket“. Immer mehr Haustiere genießen mittlerweile den Stellenwert eines Familienmitgliedes, so steigt der Marktanteil in dem Bereich, was eine Chance für die Jungunternehmer darstellt.
Die Idee musste fast vier Jahre reifen und steht jetzt vor der Umsetzung. Bis Ende vergangenen des Jahres behielt die junge Frau ihren Job als Industriekauffrau, wollte mit den Plänen auf Nummer sicher gehen. Parallel wurde an dem Konzept gearbeitet und ein Businessplan entwickelt.
Auf dem Weg zur Selbstständigkeit begleitet das Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum, kurz ThEx, Gründerinnen und Gründer. In den vergangenen drei Jahren waren das mehr als 1800 im Freistaat, sagt Projektleiterin Sandra Eggers. Dabei hält sich die Zahl von Männern und Frauen die Waage. Das Spektrum ist branchenübergreifend – Gewerbe, Industrie, Freiberuflichkeit.
Frauen fällt es schwerer, sich gut zu vermarkten
Im Unstrut-Hainich-Kreis wurden seit Juli 2015 bis März diesen Jahres 221 potenzielle Gründer mit ihren Ideen begleitet. In 92 Fällen führte der Weg bereits zu einer erfolgreichen Selbstständigkeit, sagt Anke Hartung, die beim ThEx für den Unstrut-Hainich-Kreis zuständig ist. 42 Projekte befinden sich derzeit noch in der Gründungsphase.
Vor allem die Selbstverwirklichung sei der Antrieb für eine berufliche Selbstständigkeit, sagt Hartung. Sie belegt das damit, dass etwa zwei Drittel der Gründer aus einem Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit wechseln. Noch vor einigen Jahren hätten sich mehr Menschen aus der Not der Arbeitslosigkeit heraus dazu entschieden.
So seien jetzt auch die Gründerkonzepte ausgereifter und besser durchdacht. Einen geringeren, aber über die Jahre hinweg steigenden Anteil machen zudem Unternehmensübernahmen und -nachfolgen aus.
Im Unstrut-Hainich-Kreis liegt der Frauenanteil unter den potenziellen Gründern mit 75 Prozent sogar deutlich höher als im Landesdurchschnitt. Den Unterschied zwischen Männern und Frauen macht laut Hartung vor allem aus, dass Firmengründerinnen ihre Idee vorher genauer prüfen. „Die Vorsicht überwiegt; vor dem Start wollen Frauen alles bis ins Detail prüfen“. Aber Frauen identifizieren sich auch persönlich stärker mit ihren Ideen.
Einen Teil der Begleitung durch die ThEx nimmt die Stärkung der Unternehmerkompetenzen ein. Dazu gehören neben den Rahmenbedingungen für das Unternehmen zunehmend auch sogenannte „Softskills“, also persönliche Eigenschaften. Die Mühlhäuserin und Führungskräfte-Trainerin Anja Häßler sprach am Mittwoch bei einem Seminar des ThEx vor etwa 40 potenziellen Gründerinnen und weiß: „Sich zu verkaufen, fällt vielen Frauen immer noch schwerer als Männern“. Aber wer nicht trommelt, ist heute selten erfolgreich.
So sehen es auch Antje Harada und ihr Bruder Sebastian Hufeld. Mit ihrem Dienstleistungsunternehmen im Kleintierbereich wollen sie groß einsteigen. Zu viel verraten wollen sie öffentlich noch nicht. Gesucht wird nach einem finanzstarken Investor. Das Konzept steht und ist offenbar so tragfähig, dass es Ende 2017 mit der Gründerprämie des Thüringer Wirtschaftsministeriums bedacht wurde, deren Hürden anspruchsvoll sind. Nun geht es geht vor allem um ein Werbebudget, denn die Existenzgründer wollen deutschlandweit agieren und zum Jahresende durchstarten.
Existenzgründer im Unstrut-Hainich-Kreis
- Von den 1800 Gründern, die die Gründerhilfe „ThEx“ in Thüringen seit 2015 begleitete, kommen 221 aus dem Unstrut-Hainich-Kreis.
- 92 Unternehmen gingen bereits an den Start, 42 befinden sich in der Gründungsphase.
- 75 Prozent der Firmengründer im Unstrut-Hainich-Kreis sind Frauen.
- Zwei Drittel wechseln mittlerweile aus einem Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit.
- Die ThEx begleitet Interessierte von der Idee bis zur Umsetzung. Schwerpunkte sind eine Kompetenzanalyse, eine Gründungsbegleitung und -qualifizierung durch Seminare sowie Auskünfte zu Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten.
13.04.18
/